Wanderschuhe haben immer so etwas fast schon mythisches. Immerhin muss man doch so viele Dinge beachten, wenn man sich Wanderschuhe kaufen will, oder nicht?
Ich glaube, es sind hauptsächlich zwei Gründe, warum immer so viel Aufhebens um den Kauf von Wanderschuhen gemacht wird. Zum einen sind sie der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, wenn es darum geht, gesund und ohne zerschundene Füße am Ziel anzukommen und zweitens, weil gute Wanderschuhe mal schnell 150 Euro und aufwärts kosten. Nur logisch, dass man da Fehlkäufe vermeiden will.
Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass du einfach den nächstbesten hochwertigen Schuh kaufen solltest, um ab in die Alpen zu düsen, dafür sind Wanderschuhe ein zu individuelles Stück Ausrüstung.
Worauf du wirklich bei Wanderschuhen achten solltest, warum man sie eine Nummer größer kaufen sollte und wie du den perfekten Wanderschuh findest, das verraten dir meine Tipps.
Die Tageszeit spielt eine wesentliche Rolle bei der Wahl der Schuhe, denn am späten Nachmittag sind die Füße in der Regel etwas angeschwollen und sitzen damit ganz anders in einem Wanderschuh als früh morgens.
Eine Wanderung ist ebenfalls anstrengend für die Füße und sie werden im Verlauf der Wanderung anschwellen. Probierst du die Schuhe nun nachmittags an, kannst du die Situation während einer Wanderung ein Stück weit simulieren.
Die richtige Kategorie wählen
Wanderschuhe sind nicht gleich Wanderschuhe, denn sie werden in verschiedene Kategorien unterteilt. Zur Auswahl stehen A, A/B, B, B/C, C und D.
In der Kategorie A finden sich leichte Wanderschuhe und Wanderhalbschuhe für einfache Touren auf guten Wegen oder für den Alltag. Das Gegenteil dazu ist die Kategorie D, in der sich Schuhe für Gletschertouren, Eistouren, schweres Gelände finden.
Hier findest du einen Kurzüberblick über die verschiedenen Wanderschuhklassen:
Um sicher auf allen Pfaden zu sein und immer einen sicheren Tritt zu haben ist es wichtig, die Wanderschuhe passend zur geplanten Tour auszuwählen und nicht blind irgendwas zu kaufen.
Hoher oder niedriger Schaft?
Wenn man an Wanderschuhe denkt, dann bestimmt sofort an die Modelle mit einem hohen Schaft. Sie schützen den Fuß und den Knöchel vor Verletzungen durch Umknicken und sorgen auf unebenen Wegen mit viel Geröll für ein sicheres Vorankommen. In den Bergen sind klassische Wanderschuhe mit Schaft ein absolutes Muss.
Für einfache Wanderungen in flachen Regionen gibt es das Gegenstück zu den Wanderschuhen mit hohem Schaft, die Wanderhalbschuhe. Sie sind durch ihre flache Form leichter und flexibler, bieten aber sonst (außer dem Schutz des Schaftes) alle Vorteile eines Wanderschuhs. Durch ihr oft sportliches Aussehen lassen sie sich auch im Alltag tragen. Lies auch gerne meine Artikel, der sich mit der Frage beschäftigt, wann die Wanderschuhe hoch oder flach sein sollten.
Wanderschuhe immer eine Nummer größer kaufen
Die eigene Schuhgröße ist schon mal eine gute Orientierung, aber Wanderschuhe sollten immer eine halbe bis eine ganze Nummer größer gekauft werden. Das hat gleich mehrere Gründe.
Wenn du nicht den ganzen Tag auf deinen Füßen stehst und rumläufst, dann sind sie am Nachmittag zwar etwas dicker als morgens, aber auf einer mehrstündigen Wanderung werden sie sicher noch etwas mehr anschwellen, wenn sie die Belastungen nicht gewohnt sind. Grund eins ist also, dass deine Füße während einer Wanderung anschwellen und du dann immer noch genug Platz in den Schuhen haben sollst, sonst drohen schmerzhafte Druckstellen.
Wandersocken sind je nach Ausführung um einiges dicker als normale Socken für den Alltag. Natürlich müssen die dicken Wandersocken auch noch Platz in den Schuhen finden und sind damit der nächste Grund dafür, die Wanderschuhe etwas größer zu kaufen.
Der letzte Grund sind lange Abstiege. Sind die Schuhe zu eng gewählt, wirst du mit deinen Zehen vorne im Schuh anstoßen. Auf kurzen Passagen wird das vielleicht nicht so ins Gewicht fallen, wenn es aber wirklich viel abwärts geht, dann wirst du es schnell bereuen, mit zu engen Schuhen unterwegs zu sein.
Bei Wanderschuhen aller Art gilt die Faustregel immer eine oder eine halbe Nummer größer zu kaufen. In den Schuhen umherrutschen solltest du natürlich auch nicht. Am besten ist es den Schuh mit Wandersocken anzuprobieren und richtig Einlaufen nicht vergessen.
Den richtigen Hersteller wählen
Wenn du gar nicht genau weißt, ob du normale Wanderschuhe oder vielleicht Schuhe für breitere Füße brauchst, dann solltest du verschiedene Modelle, verschiedener Hersteller ausprobieren.
Hersteller für Wanderschuhe nutzen verschiedene Leisten, um eine große Auswahl an verschiedenen Passformen abzubilden. Der Leisten ist die fußähnlich geformte Vorlage, über der ein Schuh hergestellt wird. Es findet sich also ziemlich sicher für jeden Fuß der passende Schuh.
Die Breite ist übrigens ähnlich wichtig wie die Größe der Schuhe, denn wenn die Füße im Verlauf der Wanderung anschwellen, dann natürlich auch in die Breite.
Solltest du wissen, dass du breite Füße hast, dann achte auf Schuhe mit Bezeichnungen wie Wide oder Comfort Fit oder schau dir meinen Artikel zu Wanderschuhen für breite Füße an.
Soll er wasserdicht und atmungsaktiv sein?
Wie sagt man doch gleich so schön, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Der Spruch trifft natürlich auch auf Wanderschuhe zu und vor allem auf ihre Beständigkeit gegenüber Wasser.
Wanderschuhe mit einer mikroporösen Membran wie z.B. GoreTex (GTX) schützen den Schuh und Fuß vor eindringendem Wasser, lassen aber Feuchtigkeit, die am Fuß entsteht (Schweiß) nach außen dringen. Wanderschuhe mit einer Membran sind also atmungsaktiv, aber wasserdicht und es gibt natürlich nicht nur GoreTex, sondern auch andere Membranen.
Grundsätzlich sind Wanderschuhe mit einer Membran eine sichere Bank und lassen sich bei allen Wetterlagen nutzen. Solltest du allerdings wissen, dass du in eine heiße und definitiv trockene Region reisen wirst, dann kannst du gut Schuhe ohne Membran nutzen. So sparst du dir eine zusätzliche Schicht und bekommst eine etwas bessere Belüftung.
So sollte der Wanderschuh sitzen
Um den Schuh einmal richtig zu probieren, solltest du ihn richtig anziehen und schnüren. Kleiner Trick, klopf den Schuh mit der Ferse leicht schräg auf den Boden, das schiebt die Ferse ganz nach hinten in den Schuh und sie kann nicht verrutschen.
Danach kannst du die Schuhe von unten nach oben schnüren. Wenn du die Schnürsenkel nur oben kurz festziehst, bekommst du keinen Eindruck davon, ob der Schuh auch am Spann gut sitzt.
Jetzt kannst du ein paar Schritte gehen. In einem Fachgeschäft finden sich oft Aufbauten zum Ausprobieren, zu Hause geht auch eine Treppe.
Gut sitzt der Schuh, wenn er an Ferse und Spann fest sitzt, ohne zu drücken und die Zehen genug Spielraum haben sich zu bewegen und nicht vorne anstoßen.
Einlaufen ist wichtig
Gerne wird behauptet, man könne Wanderschuhe nur in einem Fachgeschäft kaufen, weil man sie dort am besten ausprobieren kann. Wenn du die oben genannten Punkte berücksichtigst, dann kannst du auch zu Hause einschätzen, ob der Schuh zu dir passt oder nicht.
Das allerwichtigste, das Einlaufen der Wanderschuhe, beginnt eh erst danach.
Zum Einlaufen, kannst du deine neuen Schuhe erst eine Zeit lang in der Wohnung tragen. Danach auf den ersten kurzen Spaziergängen oder auf dem Weg zur Arbeit. Dann den ganzen Tag auf der Arbeit und dann auf den ersten leichten Wanderungen.
Es dauert etwas, bis ein Schuh richtig eingelaufen ist und um Blasen zu verhindern ist es immer gut langsam anzufangen und dann die Zeit und Intensität immer etwas zu steigern.